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König Charles droht Skandal: Palast verweigert Rückgabe von Äthiopiens Prinz Alemayehus Leichnam

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Von: Annemarie Göbbel

Fotos des jungen Prinzen Alemayehu sind so traurig wie sein kurzes Leben. Der Waise starb mit nur 18 Jahren. Seine Familie möchte seine sterblichen Überreste zurück nach Äthiopien bringen, es droht ein Skandal.

Windsor – Der Buckingham-Palast hat einen Antrag auf Rückgabe der sterblichen Überreste eines äthiopischen Prinzen abgelehnt, dessen Gebeine in der St George’s Kapelle auf Schloss Windsor begraben liegen. Prinz Alemayehu (18, † 1879) wurde im Alter von nur sieben Jahren nach Großbritannien gebracht – manche sagen entführt. Königin Victoria (81, † 1901) nahm sich des Waisen an, sorgte für seine Ausbildung und musst ihn mit 18 Jahren begraben. Seine Familie erhofft sich vom frisch gekrönten König Charles III. (74) eine positive Antwort, nachdem mehrere Versuche seit 2006 gescheitert sind.

„Er hatte ein trauriges Leben. Wenn ich an ihn denke, muss ich weinen“, sagt sein Nachfahre

„Wir wollen seine sterblichen Überreste als Familie und als Äthiopier zurück, denn das ist nicht das Land, in dem er geboren wurde“, sagt Nachkomme Fasil Minas gegenüber der BBC. „Es war nicht richtig, dass er im Vereinigten Königreich beigesetzt wurde“, fügte er hinzu. „Er hatte ein trauriges Leben“, sagt ein weiterer Nachfahre. Würde der Rückgabe seiner sterblichen Überreste zugestimmt, könnte die Familie es so sehen, als wäre er endlich nach Hause gekommen. Doch die Dinge liegen nicht so einfach.

Ein Sprecher des Buckingham Palastes gegenüber der BBC: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es möglich wäre, die sterblichen Überreste zu exhumieren, ohne die Ruhestätte einer beträchtlichen Anzahl anderer Personen in der Nähe zu stören“, sagt der Beauftragte. Die Behörden in der Kapelle seien sich der Notwendigkeit bewusst, das Andenken von Prinz Alemayehu zu ehren, hätten aber auch „die Verantwortung, die Würde der Verstorbenen zu wahren“, heißt es in der Erklärung weiter.

Wie kam der junge Prinz nach Großbritannien?

Prinz Alemayehus Vater Kaiser Tewodros II. (50, †1868) wollte die diplomatischen Beziehungen mit Königin Victoria vertiefen und nahm den britischen Konsul als Geisel, als diese nicht reagierte. Der Anfang einer Militärexpedition, die mit dem freiwilligen Tode des Kaisers aus Angst vor Gefangenschaft durch die Briten nach deren Sieg endete.

Nach der Schlacht von Maqdala 1868 plünderten die Briten Tausende von kulturellen und religiösen Artefakten. Dazu gehörten Goldkronen, Manuskripte, Halsketten und Kleider, die heute in europäischen Museen und Bibliotheken sowie in privaten Sammlungen verstreut sind.

Die Briten nahmen Prinz Alemayehu und seine Mutter, Kaiserin Tiruwork Wube († 1868), eine angebliche Nachfahrin des biblischen Königs Salomon, mit, um sie – hier gehen die Meinungen auseinander – vor Feinden zu schützen oder um sie zu entführen.

Schikanen und Anfeindungen begleiten Alemayehus schulische Laufbahn

Die missliche Lage des siebenjährigen Vollwaisen rührten Königin Victoria. Sie finanzierte seine Ausbildung und Reisen und übergab ihn der Vormundschaft von Captain Tristram Charles Sawyer Speedy (74, 1910), der den Prinzen aus Äthiopien begleitet hatte. Er wurde auf die britische öffentliche Schule Rugby geschickt, aber er war dort nicht glücklich. Später wechselte er auf das Royal Military College in Sandhurst, wo er schikaniert wurde. Er habe sich danach gesehnt, zurückzukehren, heißt es.

Schließlich wurde Alemayehu in einem Privathaus in Leeds unterrichtet, wo er vermutlich an einer Lungenentzündung im jungen Alter von 18 Jahren starb. Auf Wunsch von Königin Victoria wurde er in der St. Geroge‘s Chapel auf Schloss Windsor, wo auch Queen Elizabeth II. ihre letzte Ruhe fand, beigesetzt.

Das Königshaus habe Anfragen äthiopischer Delegationen nach einem Besuch der Kapelle entsprochen

Prinz Alemayehu im Alter von sieben Jahren (von 1868): Sein Leichnam wird von König Charles zurückgefordert, doch der Buckingham-Palast verweigert die Rückgabe (Fotomontage).
Prinz Alemayehu im Alter von sieben Jahren (von 1868): Sein Leichnam wird von König Charles zurückgefordert, doch der Buckingham-Palast verweigert die Rückgabe (Fotomontage). © IMAGO/Heritage Art/Heritage Images

Queen Elizabeth (96, † 2022) drückte sich bei der ersten Anfrage des äthiopischen Präsidenten im Jahr 2006 laut The Guardian etwas deutlicher aus. Nach Angaben der äthiopischen Botschaft antwortete der Lord Chamberlain im Namen der Königin: „Ihre Majestät befürwortet zwar die Rückführung [...], aber eine Identifizierung der sterblichen Überreste des jungen Prinzen Alemayehu ist nicht möglich.“ Immerhin konnten äthiopische Delegationen die Grabstätte in der St George’s Chapel besuchen.

Damit wird Charles III. nicht mehr durchkommen. Im Gegenteil: Vollständige Aufarbeitung ist gefragt. Professor Alula Pankhurst, ein Spezialist für britisch-äthiopische Beziehungen, glaubt, dass die Rückgabe des Leichnams „eine Möglichkeit für Großbritannien wäre, seine Vergangenheit zu überdenken“. Es sei eine Reflexion und Aufarbeitung einer imperialen Vergangenheit. Übrigens: Wer schnell dabei war, die Nachricht der BBC über seinen Instagram-Account zu verbreiten, war der Fotografenfreund Missan Harriman (46) von Prinz Harry (38) und Meghan Markle (41), der er jüngst zu ihrem „goldenen“ Auftritt zur Ehrung beim Women Visions Award gratulierte. Verwendete Quellen: bbc.com, theguardian.com, Instagram @misanharriman

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