Tradition, Tragweite, Tragik: So ist die britische Thronfolge geregelt
Seit dem Tod Queen Elizabeths II. sitzt König Charles III. in England auf dem Thron. Wie geht es nach ihm weiter? Die britische Thronfolge hat ihre Eigenheiten.
London – Aus Prinz Charles wurde im Moment des Todes Queen Elizabeths II. (96, † 2022) König Charles III. (74). Die britische Thronfolge stützt sich dabei auf jahrhundertealte Gesetze und Grundpfeiler, die das große Titelrücken in Gang setzten: Charles‘ ältester Sohn Prinz William (40) rückte mit dem Tod der Queen zum Thronfolger auf, sein Nachfolger steht genauso fest, wie auch die nachfolgenden Ränge ein Stück höher rutschten. Doch welchen Regeln folgt dieser Rhythmus eigentlich genau?
Aus dem Herzogspaar von Cambridge wurde Prinz William und Prinzessin Catherine
War Charles bis zum Tode seiner Mutter der Prinz von Wales, übergab er den Titel der Regelung folgend an den ersten in der neuen Erbfolge. Prinz William und seine Frau wurden zum neuen Prinzenpaar von Wales. Dass die amtierende Königsgemahlin Camilla (75) und bisherige Herzogin von Cornwall nach ihrer Vorgängerin Prinzessin Diana (36, † 1997) und vor Prinzessin Catherine Anspruch auf den Titel hatte, wird schnell vergessen. Nur aus Feingefühl gegenüber den Diana-Anhängern nutzte Camilla den Titel nicht. William und Kates bisheriger Titel als Herzog und Herzogin von Cambridge fiel nicht unter den Tisch, sondern die Titel wurden „von Cornwall und Cambridge“ und den Titel „Prinz von Wales“ erweitert.
Immer wieder waren davor Rufe laut geworden, die Queen möge die Thronfolge aushebeln, ihren Erstgeborenen Charles überspringen und gleich Prinz William zum König zu machen. Die Sorge war dem fortgeschrittenen Alter des Monarchen geschuldet, der im Schatten der Queen selten Gelegenheit gehabt hatte, die Briten von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Doch selbst wenn Elizabeth II. das gewollt hätte (was sie nicht wollte), hätte sie das Gesetz nicht ändern können. Denn: Das Parlament macht das Gesetz, wer die Krone tragen darf, die Königin stimmt nur zu.
Die Letzte in der Thronfolge
Nach 23 direkten Nachkommen von Elizabeth II. werden die nächsten Plätze in der offiziellen Erbfolge durch die weiteren Nachfahren von Elizabeths Vater König Georg VI. (56, † 1952) belegt. Das sind namentlich die Nachkommen von Elizabeths jüngerer Schwester Margaret (71, † 2002). Danach folgen Nachkommen von Elizabeths Großvater König Georg V. (70, † 1936), von ihrem Urgroßvater Eduard VII. (68, † 1910) und von ihrer Ururgroßmutter Königin Victoria (81, † 1901). Dadurch, dass Letztere auch die Ururgroßmutter von Prinz Philip (99, † 2021) war, stand auch der Prinzgemahl in der Thronfolge.
In aller Theorie könnte es durch die enge Verwandtschaft des europäischen Hochadels (insbesondere durch die Linie Königin Victorias) möglich sein, dass andere regierende Monarchen Thronfolger werden könnten. Hier wären König Harald V. von Norwegen (86), König Carl XVI. Gustaf von Schweden (76) und Königin Margrethe II. von Dänemark. (83) potenzielle Kandidaten. Ganz am Ende der britischen Thronfolge steht derzeit eine Deutsche namens Karin Vogel, die Platz 4972 belegt und in Rostock wohnt. Ein Teil ihrer Familie entstammt dem englischen Königshaus.
Weibliche Nachfolger sich erst seit 2011 gleichwertig erbberechtigt
An der Festlegung der Erbfolge ist nicht zu rütteln, außer das Parlament beschließt es. Grundpfeiler sind die Bill of Rights von 1689, der Act of Settlement von 1701 und die Royal Marriages and Succession to the Crown (Prevention of Discrimination) Bill von 2009. Festgeschrieben ist auch, dass kein Katholik jemals auf dem britischen Thron Platz nehmen kann. Im „Act of Settlement“ gibt es die Vorschrift, die nur Angehörigen der anglikanischen Kirche die Krone zusteht. Berechtigt sind alle noch lebenden, nicht ausgeschlossenen protestantischen Nachkommen von Sophie von Hannover (83 † 1914). Ausschlaggebend beim Anspruch ist jeweils die Reihenfolge der Geburt.

Und so geht es weiter: Der Erbe von König Charles ist sein älterer Sohn, Prinz William. Prinz Williams ältestes Kind, Prinz George (9) ist der Zweite in der Thronfolge, seine Tochter, Prinzessin Charlotte (7), die Dritte. Prinz Louis (5) ist der Vierte und Prinz Harry (38) der Fünfte in der Reihe, gefolgt von seinen Kindern Prinz Archie (3) und Prinzessin Lilibet (1). Falls sich jemand wundert, warum auf Platz 8 Prinz Andrew (63) und nicht die Zweitgeborene Prinzessin Anne (auf Platz 16) folgt, hier die Erklärung: Das britische Oberhaus (House of Lords) billigte erst 2011 einen Gesetzentwurf, der vorsieht, dass männliche Nachfahren bei der Thronfolgeregelung künftig nicht mehr bevorzugt behandelt werden. Das gilt allerdings nicht rückwirkend. Verwendete Quellen: royal.uk, wiki, dpa