Prinz Andrew: Warum stimmt er einem Vergleich zu, wenn er unschuldig ist?
Die Einigung in einem Zivilprozess zwischen Prinz Andrew und Virginia Giuffre lässt eine brennende Frage unbeantwortet: Warum zahlt ein Unschuldiger so viel Geld?
London – Nicht nur Journalisten fragen sich nach der außergerichtlichen Einigung im Missbrauchsfall der Klägerin Virginia Giuffre (38) im britischen Königshaus, ob der Vergleich einem Schuldeingeständnis gleichkomme. Experten vermuten in der plötzlichen Beilegung möglicherweise andere Hintergründe. Der angeschlagenen königlichen Familie bleibt im Jahr des Thronjubiläums der Queen (95) die Peinlichkeit eines Prozesses zu ersparen.
Prinz Andrew: Warum stimmt er einem Vergleich zu, wenn er unschuldig ist?
Russell Myers, Royal-Editor des „Daily Mirror“, vermutet, dass die königliche Familie „erleichtert aufatmet“, da die Angelegenheit nun nicht mehr vor ein Gericht in den Vereinigten Staaten gebracht wird. Queen Elizabeth II. übernimmt wohl einen Teil der Rechnung ihres zweitältesten Sohnes, trotzdem dürfte die nicht bestätigte Gesamtsumme von knapp 9 Millionen Euro auch für Prinz Andrew (61) kein Taschengeld sein.

Mit der Zahlung ist es aber nicht getan. Der Verdacht des Missbrauchs einer Minderjährigen wird immer an Andrew haften, solange seine Unschuld nicht bewiesen ist. Es hat ihn Titel und Ehrungen gekostet, seine Töchter werden offensichtlich bemitleidet, sein Bruder Prinz Charles (73) hat sich offen von ihm abgewandt, der Schaden für die Monarchie ist immens. Mit der Demütigung muss er leben.
Für das britische Königshaus kehrt mit dem Schritt dennoch Ruhe in die mit Spannung erwarteten Jubiläumsfeierlichkeiten für Queen Elizabeth II., die in diesem Jahr anstehen, ein. Negative Prozess-Schlagzeilen werden sie nicht überschatten. Prinz Andrew selbst muss den Feierlichkeiten vermutlich fernbleiben.
Prinz Andrew: Ein Großteil seines Lebens war er der Schandfleck der Royal Family
Im März 2001 hatte Virginia Roberts Giuffre das erste Mal verlautbaren lassen, der Herzog von York habe sie in drei Fällen missbraucht. 21 Jahre später wird nun vermutlich bald der Schlussstrich unter die Akte gezogen. Man habe sich grundsätzlich geeinigt. „Die Parteien beabsichtigen, innerhalb von 30 Tagen eine Vereinbarung über die Einstellung des Verfahrens einzureichen“, heißt es im gemeinsamen Statement von Giuffres Anwalt David Boies und Prinz Andrews Rechtsbeistand Andrew Brettler an den vorsitzenden New Yorker Richter Lewis A. Kaplan.

Aus den Gerichtsunterlagen geht weiter hervor, dass der Ex-Mann Sarah Fergusons (62) „eine beträchtliche Spende an die Wohltätigkeitsorganisation von Frau Giuffre zur Unterstützung der Rechte der Opfer“ leisten wird.
Erst im vergangenen Monat hatte die heute 38-jährige Klägerin endlich durchgesetzt, den Herzog vor einem New Yorker Zivilgericht auf Schadenersatz in unbestimmter Höhe zu verklagen. Warum ihr nach so vielen Jahren jetzt die Luft ausgeht, bleibt ihr Geheimnis. Ihr Anwalt sagt allerdings, „sie sei begeistert von den Einigungsmodalitäten gewesen“. Unklar sind auch die Umstände, warum Prinz Andrew, der stets seine Unschuld beteuert hat und der bereit war, sich vor einem Geschworenengericht zu verantworten, plötzlich lieber „Schweigegeld“ zahlt.
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Prinz Andrew: Erkennt an, dass Virginia Giuffre ein „Missbrauchsopfer sei“
Obwohl die Vereinbarung kein förmliches Eingeständnis der Schuld oder eine Entschuldigung von Andrew enthielt, hieß es im Statement, er akzeptiere nun, dass Giuffre ein „Missbrauchsopfer“ sei und dass er seine Zusammenarbeit mit Jeffrey Epstein (66, † 2019), der mit unzähligen jungen Mädchen gehandelt habe, bedauere.

Epstein, ein US-amerikanischer Investmentbanker und verurteilter Sexualstraftäter, und Prinz Andrew trafen sich 1999 angeblich durch seine Freundschaft mit Ghislaine Maxwell (60), der Tochter des Zeitungsmagnaten Robert Maxwell (68, † 1991). Epstein starb in Untersuchungshaft an Suizid.
Der Prinz akzeptiere auch, dass die heute 38-jährige Roberts „unfairen öffentlichen Angriffen“ ausgesetzt gewesen sei und dass er nie die Absicht gehabt habe, „ihren Charakter infrage zu stellen“, heißt es weiter.
Prinz Andrew: Der Vergleich ist eine große Erleichterung für das Königshaus
Obwohl es keine offizielle Stellungnahme des Palastes gab, verlautete aus königlichen Kreisen in „Dailymail“, dass der Fall und seine anhaltenden „zermürbenden“ Auswirkungen auf die königliche Familie unter den hochrangigen Mitgliedern des Königshauses „breit diskutiert“ worden seien. Es sei eine große Erleichterung für die Institution.
Weiter offen bleibt, ob Prinz Andrew an der Gedenkfeier zu Ehren seines Vaters Prinz Philip (99, † 2021) teilnehmen darf und wie sich das Verhältnis mit dem Königshaus einspielen wird. Zu viel Hoffnung sollte Prinz Andrew sich aber nicht machen. Er habe sich eines „unentschuldbaren Fehlverhaltens“ schuldig gemacht, heißt es inoffiziell aus Palastquellen.